Ein absolutes Highlight über die Geschichte des Lungaus, insbesondere Mauterndorfs.
Academia 4/2017, S. 32
Görings Lungauer Spuren
✒ WILHELM ORTMAYR (Lo)
„Berlin trifft Mauterndorf“ – eine Reise mit Epenstein und Göring. Leser ohne Berührungspunkte zum Salzburger Lungau werden sich fragen, welchem gemeinsamen Nenner zwischen der Hauptstadt Deutschlands und der kleinen Marktgemeinde am Fuß des Radstädter Tauernpasses der Historiker Hanno Bayr (AW) hier nachgeht.
1894 erwarb der Berliner Arzt und Millionär Hermann Epenstein die Ruine der Burg Mauterndorf, um sie in der Folgezeit vorbildlich zu restaurieren und als Sommerwohnsitz zu benützen. Der neue Burgherr gerierte sich als Mäzen und Wohltäter, wurde österreichischer Staatsbürger und verlegte nach dem Ersten Weltkrieg seinen Wohnsitz nach Mauterndorf, wo er 1934 starb und auch begraben wurde. Das alles wäre nicht so spektakulär, wenn nicht in seinem Gefolge Heinrich und Franziska Göring mit ihren fünf Kindern, drei Buben und zwei Mädchen, regelmäßige Besucher der Burg und des Marktes wurden. Aus einem der Buben wurde der „Zweite Mann des Dritten Reiches“ Hermann Göring, der von Berlin aus im Jahr 1939 auf einmal Eigentümer des Schlosses Mauterndorf wurde. Diese Geschichte bot die Grundlage für viele Mythen, denen Bayr in seinem Buch auf den Grund gegangen ist. Er klärt dabei auch die Frage, ob Mauterndorf Göring einst zum Ehrenbürger machte, wie Salzburger Historiker und Medien standhaft behaupten und eine nachträgliche Aberkennung fordern.
Der Verfasser war von 1992 bis 2001 auch mit der Verwaltung des Objektes betraut und hat sich als gelernter Historiker an die Aufarbeitung eines Aktenbestandes im Salzburger Landesarchiv gemacht. In dem Buch finden sich anhand der Geschichte der Immobilie Burg Mauterndorf und seiner Eigentümer die Geschichte und die gesellschaftliche Entwicklung des kleinen Ortes in den letzten 100 Jahren in lesbarer und kurzweiliger Form wieder.